“Fünfzehn Jahre lang machte er seinem Kummer vorm RIAS-Mikrofon Luft. Bruno Fritz, der wohl populärste Berufsberliner, gehörte von 1948 bis 1963 zu den nun schon legendären “Insulanern” um den Kabarettisten Günter Neumann, die “kein Getue kannten”. Der heute 77 jährige, der während der Blockade und in den darauffolgenden Jahren die Berliner moralisch aufrüstete, hat sich auch heute noch seinen Humor und Mutterwitz bewahrt. (…)
(Berliner Morgenpost – 11. September 1977)
Bruno Fritz im Alter von 84 Jahren gestorben
Sein Mundwerk stand immer unter Dampf
(…) Sein Mundwerk schien immer wie unter Dampf zu stehen und nur darauf zu warten, sich in einem Schwall von Worten zu ergießen. Er stand wie unter Rededruck. Seine Komik war von der besten, aggressivsten Art. Er konnte soviel mehr, als er meistens nur zeigen durfte. Ich habe ihn im Renaissance-Theater einmal als Gastwirt in Lessings “Minna von Barnhelm” gesehen. Theo Lingen spielte den Riccaut. Bruno Fritz war hinreißend und echt berlinisch und auf seine vorsichtige Spielart klassisch.
Populär wurde er in Günter Neumanns “Insulaner” – Sendung. Man brauchte ihm nur ein Telefon in die Hand zu geben und schon sprudelte er los, ließ er ganze Pointenketten explodieren und traf so herzbewegend wie wunderbar ordinär den Ton der Stadt und ihrer Bewohner. (…) Er ist 84 Jahre alt geworden. Dienstag ist er gestorben. Jedesmal, wenn ein bedeutender Spaßmacher die Welt verläßt, möchte einem scheinen, als sei die Welt selber wieder etwas trauriger geworden. Bruno Fritz fehlt.
Friedrich Luft in Berliner Morgenpost vom 14. Juni 1984